Lesung

Ralf B. Korte & Robert Stähr: Aus der Krise

Positionen zeitgenössischer Prosa
Wie kann man literarisch auf allgegenwärtige Krisenerfahrungen, geschürte Atmosphären von Bedrohung und tatsächliche gesellschaftliche wie ökonomische Desaster reagieren? Vorgestellt werden zwei unterschiedliche Positionen, die heutigen Widersprüchen kraft ihrer erzählerischen Gestaltungsweisen zu Leibe rücken. Zwei Bücher von faszinierender Zeitgenossenschaft!

- Termin -
29.01.2024 um 20.00 Uhr

Freier Eintritt
Kontakt: 069917073151


Programm:

Robert Stähr : Plattform eins. Mit Zeichnungen von Sandra Lafenthaler
 Plattform eins versammelt drei Prosatexte, die aus unterschiedlichem Blickwinkel allta?glichen Schrecken beleuchten. Ein Erza?hler schweift wie mit einem Kameraauge ausgestattet u?ber Straßen und Hinterho?fe, „schaut“ durch Fenster in Wohnungen und schildert von Gewalt und Zersto?rung gepra?gte Situationen. Ein Mann und eine Frau offenbaren in alternierenden Monologen den Zustand ihrer Beziehung als paranoides Gezerre um den Zugang zu Ku?che und Wohnzimmer. Die selbstaffirmativen Reflexionen eines Mannes schließlich ku?nden von finaler Erstarrung und sozialer Isolation. Feindseligkeit und Ignoranz beherrschen den o?ffentlichen, Argwohn und Abkapselung den privaten Raum. Ein dichtes Netz an Korrespondenzen, das sich u?ber die drei Texte spannt, macht die Dimension psychosozialer Desaster evident.

Ralf B. Korte : tagewaise. notate
 Die Zeit läuft ab mit täglichen Besorgungen. Nebenher findet ein Krieg statt, der Preise und Verhalten vera?ndert und an vorherige Konflikte erinnert. Klassische und digitale Medien spülen Daten als fundierendes Sediment ins sich vergegenwa?rtigende Erza?hlen eines durch seine Tage und Nächte driftenden Protagonisten, den das Erinnern früher geführter Gespräche am Leben erhält. Es sind diese Bezüge zu Anderen, die sein Sichten der Umgebungen konturiert – wir folgen so einem fast verlorenen Beobachter, der sich im Halbdunkel zahlreich gemachter Erfahrungen zugleich seziert und versuchsweise neu zusammensetzt. Die Handlung verschwimmt hinter einem halbtransparenten Vorhang aus aufgerufenen Fakten und Erinnerungen. Soziales Auseinanderfallen des urbanen Raumes ist so im zwischen den Zeilen Wahrgenommenen am Rand der Partybezirke Berlins eindrucksvoll lesbar gemacht.

Über die Autoren:

Robert Stähr, *1961 in Linz, lebt und arbeitet als Prosaautor, Verlagslektor und Kulturjournalist ebendort. Studium der deutschen Sprach- und Literaturwissenschaften sowie Kommunikationswissenschaft an der Universität Salzburg, Promotion zum Dr. phil. 1989, 1989 – 1992 Dramaturg und Schauspieler am Theater Phönix in Linz und am TOI Haus – Theater am Mirabellplatz in Salzburg, seit 1993 Lehrtätigkeit in der Erwachsenenbildung, seit 1997 Lektor des Verlages “pro mente edition” in Linz, 2006 – 2008 u. 2012 – 2015 Fachjuror für die Literaturzeitschrift “Die Rampe”.
Robert Stähr ist Mitglied der Grazer Autorenversammlung und der Künstlervereinigung MAERZ.
 
Ralf B. Korte, *1963 in Ulm/Do. Studium der Literatur, Politologie und Philosophie in Konstanz, Boston und Graz. Seit 1990 Performances mit wechselnden Beteiligten der shelter performance group. Seit 1991 in der Redaktion von perspektive – hefte für zeitgenössische literatur; ab 1993 als deren Redaktion Berlin. 2003ff. Veranstaltung von TextTotal, einem Literatursalon mit D. Holland-Moritz und Uwe Warnke zu aktuellen Entwicklungen in der Lyrik. Zahlreiche Beschäftigungen als Barkeeper, Buchhandelsvertreter, Fahrer, Parfumhändler, etc.
Ralf B. Korte lebt in Berlin-Friedrichshain.

 
Lesungen von Ralf B. Korte (Berlin)
und Robert Stähr (Linz)

Moderation: Stefan Schmitzer & Paul Pechmann
Eine Kooperation von Theater am Lend und Ritter Literatur


Bilder