Hals Zu Kurz
Ein deutsch-tschechisches Erinnern in deutsch-tschechischer Sprache von
Johannes Hoffmann.
HALS ZU KURZ
Eine Frau Ende 80 erzählt von ihrem Leben als deutsche Jüdin inTschechien an der österreichischen Grenze. Sie hat die 1.Republik erlebt, die Nazis überlebt, den Kommunismus durchlebt. Ihre Großfamilie ist in den Konzentrationslagern gestorben. Ihr Vater, der im Heimatdorf ein angesehener Mann war, konnte die Kleinfamilie vor der Deportation bewahren. Am Ende des Krieges wurde sie als Jüdin nicht aus dem ehemaligen Sudetenland vertrieben. Später war sie nicht Mitglied der kommunistischen Partei, aber auch keine erbitterte Gegnerin. Ihr Exmann und ihr Sohn sind bereits tot, wie viele Wegbegleiter*innen. Sie ist die Überlebende am Ende ihres Lebens und ringt um das, was geblieben ist und bleiben wird. Stimmen einer Frau, die sich selbst befragen, streiten, widersprechen, sich einig und uneinig sind, bevor die Sprache zu entgleiten droht.
“Ich war als Artist in Residence für das Festival Meeting Brno 2018 eingeladen. In dieser Zeit habe ich Interviews mit BewohnerInnen aus Brünn geführt und einen ersten Text, kein Theaterstück, verfasst, den ich im Rahmen des Festivals gelesen habe. Jiri Honzirek hat mich angesprochen, ob ich mir vorstellen könnte aus den Interviews ein Theaterstück zu schreiben.”
JOHANNES HOFFMANN
HALS ZU KURZ ist ein Stück über die Anpassungsfähigkeit des Menschen und die Suche nach dem eigenen Selbst. Das individuelle Schicksal wirft Fragen auf nach Staat und Nation im Allgemeinen und in Europa – dem Verhältnis zwischen „Ost“ und „West“ – im Besonderen. Im Fokus steht dabei eine Region, die einst Osteuropa zugehörig war und doch in der Mitte Europas liegt.
“Ich glaube der ehemlige Osten ist für den „Westen“ immer noch etwas geheimnissvolles, fremdes. Obwohl Brünn so nah ist zu Wien und wirklich in der Mitte von Europa liegt, ist es irgendwie im Kopf weit weg. Das ist irgendwie absurd. Eigentlich. Aber ich hab das selber an mir bemerkt, dass ich so denke. Das ist sicher sehr klischeehaft gedacht, aber der „Osten“ ist in mancher Hinsicht noch eine terra incognita für Leute aus dem Westen.”
JOHANNES HOFFMANNJ
Johannes Hoffmann und die Schauspielerin Kristina Günther waren Residenten des Meeting Brno Festival 2018. Johannes hat in diesem Rahmen mehrere Interviews mit Leuten meist deutscher und österreichischer Herkunft, die in Brünn wohnen, geführt. So hat sich auch ein sehr langes Interview mit einer deutschen Jüdin, die ihr Leben lang in Tschechien gelebt hat, ergeben, das als Vorlage für HALS ZU KURZ diente.
Johannes Hoffmann kommt aus Graz. Er lebt in Zürich und Nürnberg. Er war Teilnehmer am Lehrgang DRAMA FORUM von uniT-Graz. Als Autor wird er vom Verlag Felix Bloch Erben Berlin vertreten.
Kristina Günther arbeitet mit dem Theater Feste schon seit 2008 (Heiner Müller: Bildbeschreibung). Im Rahmen des Festivals Meeting Brno 2018 hat sie mit dem Theater Feste die Inszenierung „Nev?rní – Untreuen“ mitgeschaffen, wo sie einen tschechischen Polizisten auf tschechisch spielte. 2017 hat sie mit dem Theater Feste eine dokumentarische Inszenierung -SCHAUSPIEL- gemacht .
Jirí Honzírekhat in Brno (CZ), Amsterdam (NL) und Essen (Folkwang Hoschschule, D) studiert. Er führt das Theater Feste in Brno. Die deutsch-tschechische Zusammenarbeit sind natürliche und sehr beliebte Komponenten der Dramaturgie.
Tickets: €18,-/€12,-
mit
Kristina Günther, Lucie Ingrová
regie, bühne
Jirí Honzírek
musik
Matej Kotoucek
kostüme
Kristýna Brecková
produktion
Kristýna Brecková
technik
Jan Neugebauer, Jan Becka